Seit 1935 im Dienst für Großheide

Gründung und Anfang

Früher gab es in Großheide keine Feuerwehr. Bei Bränden versuchte man mit Wassereimern etwas zu retten oder ein Übergreifen zu verhindern. Dieses war bei größeren Gebäuden natürlich fast unmöglich, man war schon froh, wenn wenigstens die Tiere und etwas Möbel gerettet werden konnten. Am 16. Mai 1935 kamen nach einem Aufruf des Norder Kreisfeuerwehrführers Tjaden die Bürgermeister aus Großheide und Umgebung in Hage zusammen. Ziel war es, den Brandschutz in der Region neu aufzustellen. Dort wurde beschlossen, eine freiwillige Feuerwehr in Großheide zu gründen. Ein halbes Jahr später standen die ersten 12 Männer bereit: Stoßtruppführer Peter JanssenRolf FähndersAbelius WarfsmannJohann ManottEnno ErdmannGarmer BentsHajo WeidewitschGerd FreeseGerd IhbenHarm JanssenJann Rabenstein und Weert Janssen. Ausrüstung hatte die Feuerwehr Großheide aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Männer hatten nur eine Mütze, Koppel samt Beil und eine Armbinde, die sie als Feuerwehrmänner auswies. Uniformen und Helme kamen nach und nach dazu. Als Gerätelager diente ein Raum in der Volksschule. Bei einem Alarm fuhr ein Feuerwehrmann auf seinem Fahrrad durch das Dorf und rief mit seinem Brandhorn die restliche Truppe zusammen. Gelöscht wurde aber weiterhin mit Wassereimern oder Luftschutzhandspritzen. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurden fast alle Mitglieder der Feuerwehr zur Wehrmacht eingezogen, 1940 standen nur noch drei Männer zur Verfügung, Jugendliche und Alte mussten zum Feuerwehrdienst ran gezogen werden. Am 7. November 1941 erhielt der neue Wehrführer der Feuerwehr Großheide, der Lehrer Philipp Dudene, die Zusage für eine Handdruckspritze. So hatte die Feuerwehr Großheide nach über sechs Jahren endlich das erste Großlöschgerät. Diese musste im Einsatz mühsam per Hand zum Brandort gezogen werden, beim Pumpen waren jeweils acht Mann erforderlich. 1943 bekam unsere Wehr eine Tragkraftspritze vom Typ Metz samt Anhänger mit Holzbereifung. Ein Fortschritt in der Löschwasserversorgung, aber noch nicht in der Schnelligkeit, da der schwere Anhänger immer noch per Hand gezogen werden musste. Während des Krieges fielen auch einige Bomben auf Großheide, größere Schäden blieben aber bis zum Kriegsende glücklicherweise aus.

Stahlhelm der Feuerwehr Großheide, die englische Beschriftung stammt aus der Besatzungszeit / 

Register für ausgegebene Ausrüstung der Feuerwehr Großheide (1935)


Nachkriegszeit

1950 investierte die Gemeinde Großheide in die Feuerwehr. Ein PKW Opel Super 6 sowie Luftbereifung für den Tragkraftspritzenanhänger wurden angeschafft, sodass die Feuerwehr Großheide erstmals voll motorisiert war. Die Kameraden Weert FreeseGerhard BüscherFrerich HinrichsFritz BurmeisterHeinz Deneke und Harm Petersen mussten nun im Einsatzfall zum Kameraden Freese, da dort PKW samt Anhänger in seiner Scheune untergestellt waren. Eine Notlösung, die einige Jahre anhielt. 1956 wurde ein Schulgrundstück am Kleinheider Weg der Feuerwehr zur Verfügung gestellt. Das Feuerwehrgerätehaus wurde in Eigenleistung der damaligen Kameraden gebaut, welches der Gemeinde wiederum ermöglichte, ein komplettes Löschfahrzeug zu finanzieren, ein Fahrzeug vom Typ Opel Blitz mit Ausrüstung von Magirus. Am 16. April 1957 wurde das Gerätehaus, zusammen mit dem Löschfahrzeug, durch den damaligen Bürgermeister Johann Rabenstein übergeben. Im selben Jahr wurden die ersten Sirenen gebaut, das Signal dieser machte die Alarmierung der Feuerwehr deutlich schneller und einfacher. 1961 wurde Ihno de Vries Gemeindebrandmeister, im März 1968 wurde der Erweiterungsbau mit zwei Fahrzeughallen, wiederum in Eigenleistung, fertiggestellt und der Feuerwehr übergeben. Die dadurch entstandene Kostenersparnis verhalf der Gemeinde nochmals dazu, ein weiteres Löschfahrzeug anzuschaffen, ein TSF Ford Transit.

Opel Super 6 Baujahr 1937 / Großbrand eines Bauernhofes 1950, das Feuer konnte erst nach 3 Tagen vollständig gelöscht werden

Übergabe des Feuerwehrhauses und des Löschfahrzeugs, 16. April 1957

Die ersten Löschfahrzeuge in Großheide, das LF Opel Blitz und das TSF Ford Transit


70er Jahre

Am Anfang des Jahrzehnts erhielten wir unsere ersten Atemschutzgeräte, die es ermöglichten den Träger vor giftigem Rauch zu schützen. Erstmalig im Feuerwehrwesen gab es nun auch Frauen in der Feuerwehr. Da viele Männer tagsüber auswärts arbeiteten wurde in Großheide eine Frauengruppe gegründet, um die Einsatzbereitschaft sicher zu stellen. 1971 waren dies die Kameradinnen Gerda Badtke, Johanne Look, Hannelore Seeberg, Gisela Schmidt, Theda Westermann und Tini de Vries. Ein Jahr später wurden nach der Gebietsreform alle Gemeindefeuerwehren in Ortsfeuerwehren umbenannt, der Feuerschutz für den Ortsteil Strück, den westlichen Teil von Coldinne, Westerende und Klosterland wurde der Ortsfeuerwehr Großheide übertragen. Am 18. Mai 1976 wurde ein weiteres Fahrzeug angeschafft, ein Tanklöschfahrzeug mit 2000 Liter Wassertank. Während der Schneekatastrophe 1978/1979 diente unser Gerätehaus als Funk-sowie Kommandozentrale, da dort ein leistungsfähiges Funkgerät stand.  Die Feuerwehr Großheide half Menschen aus ihren eingeschneiten Häusern, transportierte Ärzte zu Notfällen und räumte die Straßen mithilfe der Bundeswehr frei. Ingesamt wurden während der Katastrophe 1000 Einsatzstunden geleistet.

Gruppenfoto 1971 / TSF während der Schneekatastrophe 1979 / Großbrand in Großheide 1976

 Das TLF 2000 mit Aufbau von Magirus


80/90er Jahre

Ein besonders Erlebnis für die Fraueneinsatzgruppe war der Besuch der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Annemarie Renger 1982 in Großheide. Sie besuchte uns, da es kaum zu diesem Zeitpunkt so viele Frauen in einer Feuerwehr gab. Frau Renger informierte sich über die Arbeit der Frauen in der Ortsfeuerwehr, als Gastgeschenk erhielt sie einen Feuerwehrhelm samt Widmung, den sie dankend mit in ihr Büro nach Bonn nahm. 1986 wurde Jann de Groot zum Ortsbrandmeister und Frerich Hinrichs zu seinem Stellvertreter gewählt. Am 10. November 1987 wurde unser neues Löschgruppenfahrzeug geliefert und der gute alte Opel Blitz konnte seinen verdienten Ruhestand antreten. Da das neue LF8 mit einem Hilfeleistungssatz ausgerüstet war, wurde unsere Feuerwehr fortan auch zu Verkehrsunfällen alarmiert. Ein großer Fortschritt gab es Anfang der 90er Jahre bei der Alarmierung, die Anschaffung der ersten Funkmeldeempfänger, die jede Einsatzkraft bis heute in moderner Form bei sich hat. 1990 war ein schweres Jahr für unsere Feuerwehr. Unser Ortsbrandmeister Jann de Groot erkrankte schwer und verstarb. Frerich Hinrichs wurde unser neuer Ortsbrandmeister und Hillrich Holling sein Stellvertreter. Doch nach kurzer Zeit erkrankte aber auch Frerich schwer. Er führte sein Amt, mit großer Unterstützung aller Kameradinnen und Kameraden, bis zu seinem Tod drei Jahre später weiter aus.  Sein Nachfolger wurde Manfred de Vries, sein Stellvertreter wurde Ingo de Vries. Da der alte Ford Transit ersetzt werden musste erhielt unsere Feuerwehr 1997 ein neues TSF, welches zuvor als Ausbildungsfahrzeug an der Landesfeuerwehrschule in Loy genutzt wurde.

Der Besuch von Annemarie Renger

Das LF8 mit Aufbau von Schlingmann / Das TSF mit Aufbau von Domeyer


Jahrhundertwende bis Heute

Am 16. Dezember 2002 erhielten wir ein neues TLF 8/18 von Magirus, dass das alte Tanklöschfahrzeug ersetze. Das Fahrzeug wurde von einer Delegation direkt aus dem Werk in Ulm geholt. 2005 wurde Frerich de Vries Ortsbrandmeister und Meino Bents sein Stellvertreter. Unsere Feuerwehr erhielt viele neue Ausrüstungsgegenstände: Eine Schleifkorbtrage für den optimalen Transport von verletzten Menschen, einen neuen Hilfeleistungssatz samt Rettungsschere und Spreizer, um bei Verkehrsunfällen die bestmögliche Hilfe zu leisten, sowie moderne Schutzkleidungen und Helme. Nachdem Meino nach vielen Jahren in die Ehrenabteilung wechselte, wurde Joachim de Groot sein Nachfolger. Nach 32 Jahren ging unser LF8 in den Ruhestand, Ersatz wurde am 28. September 2019 ein HLF 20 von Magirus. Da jedoch dieses Fahrzeug zu groß für unser altes Feuerwehrhaus war und dieses auch nicht mehr der Norm entsprach, entschied sich die Gemeinde für einen Neubau am Doornkaatsweg. Das HLF wurde in der Zwischenzeit beim Bauhof untergestellt. Zwei Jahre später konnten wir das neue Gerätehaus beziehen und alle Fahrzeuge waren wieder an einem Standort vereint. Kurz darauf, am 16. August 2021, zog ein Tornado durch Berumerfehn und zerstörte mehrere Wohnhäuser, Autos und Bäume. Die Gemeindefeuerwehr Großheide, die Feuerwehren aus dem Brookmerland und das Rote Kreuz waren im Einsatz, um die Schäden einzudämmen. Wie durch ein Wunder wurde damals niemand verletzt. 2022 gab Frerich bekannt, das er sein Amt nach vielen Jahren niederlegen möchte, daraufhin trat Joachim de Groot bei der nächsten Ortsbrandmeisterwahl seine Nachfolge an, sein Stellvertreter wurde Heiko Hagenkötter.

TLF 8/18 sowie HLF 20 mit Aufbau von Magirus / Das neue Feuerwehrhaus (2022)